Samstag, 26. Juli 2014

Unsere Marie-Claire

Marie-Claire. Mit ihr wird es auch nie langweilig. Eine Sache, stört mich schon.. naja eigentlich schon seit einem Jahr. Immer, wenn man ihr Ausflüge vorstellt oder verkündet, dass wir bei irgendwem eingeladen sind, bekommt man die typische Antwort "Nein.", "Ich komme nicht mit.", "Wir zwingen niemanden."
Die gleiche Situation gestern am Tisch, als ich von Gabriels Einladung zum Kaffee & Kuchen berichtet habe. Da habe ich sie einfach ignoriert und mich Stéphane zugewendet, der sofort dabei war. Ach der Gute, auf ihn ist Verlass. Heute fing sie aber von selbst wieder damit an, sodass ich ihr erklärt habe, dass wir ab sofort nicht mehr "Wir zwingen niemanden!" sagen, sondern eine Einladung mit einem höflichen "Nein, danke." ablehnen. Wir haben dann ein paar mal "Non, merci." zusammen geübt und sie hat mir auch artig nachgesprochen. Da merkt man doch, dass sie sich langsam was sagen lässt. Naja und DAS nach fast einem Jahr... Aber ich weiß, wie schwer das für sie ist, auf die Assistenten zu hören. Sie nennt uns auch immer "die Jugend". Aber letztens als ich mit ihr und Jean-Loup zusammen gekocht habe, hat sie sich immer an mich gewandt. "Ehhhhhh... Sophia?!" "phhh, Marie-Claire, sag doch nicht 'Ehhhh', einfach 'Sophia' reicht." (Da muss ich immer an "Ey Alter" denken, wenn sie das sagt) 1 Minute Stille. "Sophia?" und ich richtig mit Elan geantwortet "Oui, Marie-Claire?"

Heute Mittag, als ich 2 Stunden Pause hatte, hat mich erst Jean-Denis genervt, um mir zu sagen, dass sie in die Stadt gehen, da dachte ich schon "man, wo ist denn Livi? Sie soll doch unten für die Leute da sein!" Dann hat es keine 5 Minuten später wieder geklopft. Steht Livi vor meiner Tür. "Kannst du mir den Safe aufmachen? Ich muss Stéphane das Geld für'n Friseur geben." 10 Minuten später höre ich dann auch, wie sie an Stéphane's Tür klopft (der 2 Zimmer weiter wohnt) und mit ihm durch die geschlossene Tür diskutiert. "Stéphane, du musst los, du hast gleich einen Friseur-Termin!" "Häääh? Waaaas?!" "Mach die Tür auf und die Musik leiser!" "WAAAAS?" "STÉPHANE, DIE MUSIK!" ... Man kann in diesem Haus einfach nicht mal abschalten.
Eine Viertelstunde später, ich hatte es mir gerade mit einem Buch auf meinem Bett gemütlich gemacht, höre ich Rufe und Schreie von unten. Ich dachte mir nur, was ist denn jetzt schon wieder?! Dass ich nicht gleich entsetzt aufgesprungen und zur Hilfe geeilt bin, lag einzig daran, dass man bei Brigitte's Schreien nicht ganz unterscheiden kann, ob sie freudiger und ängstlicher Natur sind. Dann habe ich auch noch gehört, wie Brigitte gerufen hat "Soooophia? Wo ist sie?!" Aber je länger der Lärm angehalten hat, umso besorgter wurde ich. Bis ich schließlich leicht panisch nach unten gehastet bin. Im Wohnzimmer treffe ich dann auf Brigitte, Marie-Claire und Stéphanie vorm Fernseher. Dann wusste ich auch den Grund. Im TV kam gerade eine Performance zu "Heeeey, heh-ey Baby!", das wir auch schon beim Madness getanzt haben. Marie-Claire steht schon klatschend vorm Fernseher, Brigitte wackelt mit Händen und Füßen auf der Couch und Stéphanie lacht ihr dröhnendes Lachen. Ich habe, vor Erleichterung, dass doch nichts schlimmes passiert ist, Brigitte von der Couch gezogen und gemeinsam haben wir vorm Fernseher gestanden, getanzt und haben "Ehhhhhhhhh, eh-eh Baby - a wonna nooo-ohohooo..." (wie unsere Leute das imitieren) gesungen.

Und dann noch eine Sache. Ich hatte schon Feierabend, da klopft es wieder an meine Tür. Marie-Claire. "Ehhhhh... können wir zum Fernsehgucken Bonbons haben?" (Bonbons sagen sie hier zu Gummibärchen) Mir blieben erstmal die Worte weg. Sie schafft es doch immer noch, mich zu überraschen. Ich dachte erst, wie dreist ist das denn schon wieder? Sie weiß doch, dass wir längst Feierabend haben und es nach dem Essen nicht noch irgendwelche Süßigkeiten gibt. Aber sie versucht es doch immer wieder. Das witzige allerdings war, dass ich gerade selber ein Gummibärchen im Mund hatte... Naja, immerhin habe ich ein bestimmtes "Non, Marie-Claire" herausgebracht. Ihre Antwort: "Ah, bon..." hat mich, zusammen mit meinem schlechten Gewissen, dann doch noch umgestimmt und ich bin mit der Gummibärchen-Dose nach unten und habe den drei Madames, die sich zuvor beim tanzen so verausgabt hatten, die Dose unter die Nase gehalten.

 Danke, Marie-Claire!

Außerdem habe ich heute eine in Tränen aufgelöste Brigitte auf der Suche nach ihrer Strickjacke durch die Stadt gefahren, habe mitten in der Innenstadt vor den Geschäften im absoluten Halteverbot gestanden und gewartet, nur damit sie später feststellte, dass sie ihre Jacke gar nicht mitgenommen hatte...

Soweit mein ganz normaler Alltag ;) Liebe Grüße

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